Wettersondenjäger
Auch ein aktuelles Thema bei Wimo 01/2023
VERFOLGEN, AUSLESEN, SAMMELN
Im Wesentlichen geht es um die Verfolgung der Flugbahnen, das Auslesen der Wetterdaten und das Sammeln von wieder am Erdboden gelandeten Wettersonden. Man sollte annehmen, die größte Zielgruppe für dieses Hobby wären Funkamateure, SWLs und Elektronikbastler. Klar, unter ihnen gibt es so manchen prominenten Wettersondenjäger, der mit viel Sachverstand und technischem Aufwand an Sache herangeht. Sicherlich spielt ein gewisses Faible für die Funktechnik eine Rolle, doch die Mehrheit der Wettersondenjäger sind keine lizenzierten Funkamateure, sondern einfach funkbegeisterte, an der Meteorologie und Aerologie (Höhenwetterkunde) interessierte Personen. Der Personenkreis ist größer als man denkt, denn ein Großteil der Wettersonden wird durch Wettersondenjäger gezielt geborgen.
RADIOSONDY.INFO
Einen tieferen Einblick in dieses spezielle Interessengebiet erhält man erst, wenn man einen passionierten Wettersondenjäger befragt: „Es hat etwas von Geocaching extrem“, meint Eilert Menke, DL9BDM. „Man lernt schwer zugängliche Gebiete abseits der Straßen und Wege kennen und trifft während der finalen Suchaktionen zwangsläufig auch andere Teilnehmer“. Und worin besteht die Motivation?
Neben dem technischen Interesse ist es der sportliche Aspekt, der Wettkampfgedanke und der Aufstieg in der Rangliste der Wettersondenjäger auf radiosondy.info. So mancher Wettersondenjäger hat eine umfangreiche Sammlung in seinem Hobbyraum als Trophäen unter der Decke hängen.
WAS IST EINE WETTERSONDE – TECHNIK UND AUFGABEN
Träger der Wettersonde ist ein mit dem Edelgas Helium gefüllter Stratosphärenballon (1) aus hochelastischem Naturkautschuk. Unter dem Ballon, in neueren Modellen bereits in den Ballon integriert, folgt der zusammengelegte Fallschirm (2). Auf dem sogenannten Abwickler (3) ist eine 60 m lange, reißfeste dünne Kunststoffschnur aufgewickelt. Sie trägt an ihrem unteren Ende die in ein Schutzgehäuse aus Styropor gekapselte Radiosonde (4) mit der außen angebrachten Sensoreinheit für die Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Der große Abstand ist erforderlich, um einen Einfluss des Ballons auf die Messungen auszuschließen.
Die Wettersonden sind mit Funktionen und Sensoren zur Erfassung folgender Messwerte ausgestattet: Ein GPS-Modul dient zur exakten Standortbestimmung. Die GPS-Daten werden jedoch nur als GPS-RAW-Daten, nicht als klassische Koordinaten übermittelt. Die Fluggeschwindigkeit, Flughöhe und Steigrate werden über das GPS errechnet. Jeweils entsprechende Sensoren messen den Luftdruck, die Temperatur, die relative Luftfeuchtigkeit und den Taupunkt. All diese Daten werden digital in der Betriebsart FM narrow (Schmalband-FM) auf einer der Sonde zugeteilten Frequenz im Frequenzbereich 400 bis 406 MHz, mit einer Sendeleistung von 50-60 mW ausgestrahlt. Die gesamte Elektronik ist in SMD-Technik auf einer einzigen Platine untergebracht und wird durch zwei Lithium-Batterien mit 3 V Betriebsspannung versorgt.
In einer Höhe von 31 bis 35 km und einer zurückgelegten, horizontalen Entfernung zwischen minimal 10 bis zu durchschnittlich 300 km, in Einzelfällen bis zu 1000 km, platzt die inzwischen auf Einfamilienhausgröße aufgeblähte Ballonhülle. Nach einer Strecke des freien Falls öffnet sich der Fallschirm und der gebremste Sinkflug beginnt. Im Sinkflug, je nach Windrichtung und Windstärke, kann die Sonde bis zum endgültigen Fundort nochmals eine gleich große Distanz wie beim Aufstieg zurücklegen. Durch die in vielen Gebieten vorherrschenden Windrichtungen liegen die späteren Fundorte überwiegend in einer bevorzugten Richtung zum Startort. Im Durchschnitt ist ein Wetterballon vom Start bis zur Landung drei Stunden im Luftraum unterwegs.
So genannte Ozon-Sonden sind wesentlich größer, technisch aufwändiger und werden einmal wöchentlich gestartet. Wer die Überreste einer diesen Sonden findet, wird gebeten sich mit dem Wetterdienst in Verbindung zu setzen. Gegen Zahlung einer Fundprämie wird um die Rückgabe der Ozon-Sonde gebeten.